Lungenarzt-Zentrum Mannheim · Frankfurt

Allergie-Diagnostik

Bei Verdacht auf eine Allergie zielen die Fragen bei der Anamnese vor allem ab auf das zeitliche oder ursächliche Auftreten von Symptomen, das In-Kontakt-Kommen mit Allergenen (häusliches/außerhäusliches Umfeld, Tierhaltung, Ernährung) und die erbliche Vorbelastung (Allergien in der Familie).

Verschiedene Allergietests sollen dann die möglichen Auslöser „einkreisen“ und letztendlich den Nachweis für die Allergie verursachenden Substanzen erbringen. Angesichts der Vielfalt an möglichen Auslösern und Auswirkungen ist die Diagnose einer Allergie oft schwierig, vor allem bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Je nach Reaktionstyp der vorliegenden Allergie stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Häufig angewendet werden Allergietests auf der Haut oder im Blut, Lungenfunktions- und Provokationstests. Hierbei unterscheidet man zum einen die so genannten in vivo-Tests, die direkt am Patienten durchgeführt werden.

Bei diesen Tests wird bewusst ein Kontakt mit dem verdächtigen Allergen herbeigeführt, zum Beispiel direkt auf der Haut oder (durch Inhalieren) in der Lunge, und die Reaktion daraufhin beobachtet. Dem gegenüber stehen die so genannten  in vitro-Tests, die indirekt an Blut- oder Gewebeproben des Patienten erfolgen. Die Entscheidung, welches Testverfahren angewendet wird, fällt der Arzt in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren (wie dem Beschwerdebild, der Art des verdächtigen Allergens, dem Alter des Patienten und der Aussagekraft eines Tests).

Allergietestung auf der Haut

Auf der Suche nach dem betreffenden Allergieauslöser wird sehr häufig ein Hauttest
durchgeführt. Hierbei werden die im Verdacht stehenden  Allergene (zum Beispiel verschiedene Pollenextrakte bei Heuschnupfen) in die Haut eingebracht (Pricktest = Intrakutantest) oder auf die Haut aufgebracht (Epikutantest = Patchtest). Bei einer vorliegenden  Sensibilisierung gegen einen der Extrakte zeigt sich innerhalb von 20 Minuten eine Hautrötung oder eine Quaddel (rote, meist juckende Hauterhebung, ähnlich einem Mückenstich) bzw. beim Epikutantest nach frühestens 48 Stunden eine Ekzem-Reaktion (Bläschen und Knötchen). Die Stärke der auftretenden Hautreaktion erlaubt Rückschlüsse auf das Ausmaß der Sensibilisierung, allerdings meist nicht auf die klinische Bedeutung des Allergens.

Bluttests

Ergänzend oder alternativ zum Hauttest kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden - zum Beispiel bei Kleinkindern, wenn sie große Angst vor dem Hauttest haben. Zu unterscheiden sind dabei solche Tests, die allgemein einen Hinweis auf das Vorliegen einer allergischen Erkrankung geben und solche, die speziell gegen bestimmte  Allergene gerichtete  Antikörper (Immunglobuline) nachweisen:
Eine erhöhte Anzahl von  eosinophilen Granulozyten im Blut kann ein Hinweis auf eine vorliegende Allergie, jedoch auch auf Parasitenbefall sein. Daneben gibt es weitere, nicht-allergische Erkrankungen bei denen die Zahl der Eosinophilen erhöht sein kann. Beim so genannten Histaminfreisetzungstest werden im Reagenzglas weiße Blutkörperchen möglichen Allergieauslösern ausgesetzt und auf eine eventuelle Histaminausschüttung untersucht. Die Methode wird aber wegen des verhältnismäßig großen Aufwandes nur in Ausnahmefällen eingesetzt.

Über den Nachweis hochspezifischer Antikörper der Ig E-Klasse kann man mittels spezieller Verfahren wie RAST (Radio-Allergo-Sorbent-Test) einzelne Allergene identifizieren. Eine Bestimmung der Gesamt-Ig E-Konzentration im Blut ist hingegen zum Nachweis einer Allergie nicht geeignet, da zum einen die Werte für Allergiker und Nichtallergiker sich stark überlappen und zum anderen auch andere Erkrankungen zu erhöhten Ig E-Werten führen können.

Die Bestimmung von Antikörpern der Gruppe Ig G eignet sich nicht für den Nachweis einer Nahrungsmittelallergie, da die Bildung von Ig G-Antikörpern auch eine normale Antwort des Organismus auf verschiedene, nicht-allergene Nahrungsmittel wiederspiegelt. Auch bei einer Insektengiftallergie kann es zu erhöhten Mengen von Ig G-Antikörpern im Blut kommen. Nur bei einer so genannten exogen-allergischen Alveolitis (Entzündung der Lungenbläschen) ist die Bestimmung spezifischer Antikörper der IgG-Klasse sinnvoll.

Provokationstests

Falls es mit den vorgenannten diagnostischen Methoden nicht einwandfrei möglich sein sollte, eine Allergie festzustellen oder auszuschließen, steht der so genannte Provokationstest zur Verfügung. Beim Provokationstest wird das  verdächtige Allergen (zum Beispiel eine bestimmte Pollenart) direkt auf die Schleimhaut des Patienten aufgebracht. Dies kann durch direktes Auftragen auf die Nasenschleimhaut oder Bindehaut der Augen geschehen oder durch Inhalation (Provokation der Bronchialschleimhaut). Die inhalative Provokation (das Einatmen eines bestimmten Allergens oder aber einer Substanz wie Histamin oder Carbachol) führt bei Patienten mit überschießend reagierendem (hyperreagiblem Bronchialsystem (wie z.B. bei Asthma ) zu einer Verengung der Bronchien vor allem bei der Ausatmung. Dies kann dann in der Lungenfunktionsmessung nachgewiesenen werden. Bei Nahrungsmittel- oder Medikamentenallergie wird das Allergen zur Provokation des Magen-Darm-Traktes oral (über den Mund) eingenommen. In einigen hochspezialisierten Zentren wird in Einzelfällen auch während einer Darmspiegelung eine Allergenprovokation durchgeführt. Wenn das verabreichte Allergen eine überschießende, allergische Reaktion auslöst (provoziert), ist das ein guter Hinweis (wenn auch noch kein Beweis), dass es sich um das gesuchte Allergen handelt.